Bücher
Nr. 2 • Februar 2012
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Wilfried von Eiff (Hrsg.)
Patientenorientierte Arzneimittel-
versorgung
Sicherheit und Wirtschaftlichkeit des
Arzneimittelmanagements
Georg Thieme Verlag KG
2011, 300 S., 150 Abb., 59,95 €
Erster Überblick
Im Jahr 2011 erschien im Thieme
Verlag in der Reihe der KMA-Reader
das von Wilfried von Eiff herausgege-
bene Buch „Patientenorientierte Arz-
neimittelversorgung“. Im handlichen
DIN A5-Format will es auf 285 Seiten
in der aus den Thieme-Büchern
bekannten, gut leserlichen Schrift
einen Überblick über die Sicherheit
und Wirtschaftlichkeit der ambulan-
ten und stationären Arzneimittelver-
sorgung vermitteln. Das Buch basiert
auf den Ergebnissen des ersten Dr.-
Werner-Jackstädt-Symposiums
„Gesundheitswirtschaft“ zum
Schwerpunktthema „Patientenorien-
tierte Arzneimittelversorgung“, wel-
ches im Oktober 2008 in Münster
stattfand. Die Beiträge wurden in den
Jahren 2009 und 2010 aktualisiert,
dennoch hat man bei manchen Bei-
trägen den Eindruck eines veralteten
Standes.
Aufgeteilt in sechs große Themenbe-
reiche werden von 41 Autoren inhalt-
lich sowohl die Risiken der ambulan-
ten und stationären Arzneimittelthe-
rapie als auch Lösungsansätze darge-
stellt. Insbesondere wird auf die
dezentralen Unit-Dose-Systeme und
die klinischen Pharmazeuten als
zukunftsweisende Perspektiven mit
großem Potenzial hingewiesen. Lei-
der bleibt es bei einer übersichtlichen
Darstellung ohne tiefgreifende Infor-
mationen oder Ansatzpunkte für
weitere Recherchen.
Aufgelockert wird der Text durch
viele Bilder und Diagramme, welche
im Vortrag passend, im Buch aber
mitunter zu unübersichtlich bzw.
schwer verständlich sind. Aufgrund
der Vielzahl der Autoren lässt sich
das Buch nicht einheitlich gut lesen.
Neben Artikeln mit einer weiten
Übersicht finden sich auch solche mit
mehr Tiefgang. Oft sind Themen
mehrfach dargestellt. Am Ende eines
jeden Abschnitts findet sich ein aus-
führliches Literaturverzeichnis mit
teilweise aktuellen Beiträgen aus den
Jahren 2008 bis 2011 zum Teil auch
inklusive neuerer Internetverweise.
Ein Stichwortverzeichnis fehlt. Da das
Buch eine teilweise aktualisierte
Sammlung der Beiträge des vor drei-
einhalb Jahren stattgefundenen Sym-
posiums darstellt, finde ich den Preis
aufgrund des Inhalts für zu hoch. Ein
einfacher Paperbackband hätte es
auch getan. Die vom Titel und Unter-
titel ausgehende Erwartung hat sich
aufgrund der fehlenden Tiefe und
Aktualität für mich nicht erfüllt.
Fazit:
Dieses Buch eignet sich für alle
an der patientenorientierten Arznei-
mittelversorgung Interessierten, um
einen Überblick über die Fehlerursa-
chen und mögliche Lösungen zu
erhalten. Tiefergreifende und vor
allem aktuelle Ansatzpunkte für eine
weitere Recherche finden sich leider
nicht. Wer sich tiefgreifend mit der
patientenorientierten Arzneimittel-
versorgung beschäftigen möchte,
muss weiter auf ein gutes Lehr- und
Nachschlagebuch warten.
Dr. med. Stefan Heidel
Dirk Stengel, Mohit Bhandari,
Beate Hanson
Statistik und Aufbereitung klinischer
Daten
Georg Thieme Verlag KG
2011, 160 S., 60 Abb., 49,95 €
Statistische
Methoden besser
verstehen lernen
Medizinischer Fortschritt erfordert
klinische Forschung – und die Beurtei-
lung der Auswertung erfordert Statis-
tik. Auch für das Studium medizini-
scher Studien ist ein Grundwissen an
Statistik notwendig, um die diskutier-
ten Resultate und ihre Bedeutung für
die eigene Arbeit beurteilen zu kön-
nen. Tagtäglich sind Ärzte somit mit
statistischen Methoden und ihrer
Anwendung konfrontiert.
Die vorliegende Schrift will ein Hand-
buch und kein Lehrbuch sein. Die
Autoren kommen vorwiegend aus der
Traumatologie im angelsächsischen
und deutschen Sprachraum. Die ange-
führten, durchweg anschaulichen Bei-
spiele können die Herkunft von Auto-
ren und Herausgebern aus der
Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthe-
sefragen (AO) nicht verleugnen, sind
aber auch für Nicht-Chirurgen gut
verständlich. Das Werk ist aus dem
Englischen übersetzt. Es nimmt einen
Platz zwischen Statistik-Lehrbuch und
Kurzmonographie ein, ohne einerseits
zu oberflächlich zu sein und ohne
andererseits zu sehr in die Tiefe zu
gehen. Es gelingt leider nicht überall,
die Balance zwischen Anschaulichkeit
und guter Verständlichkeit auf der
einen und zu großer Vereinfachung
auf der anderen zu wahren.
In sechs Kapiteln und einem Glossar
mit den wichtigsten Grundbegriffen
wird das nötige Handwerkszeug
erklärt, ohne den mathematisch
weniger erfahrenen Leser durch kom-
plizierte Formeln abzuschrecken. Ein-
gehend werden die verschiedenen sta-
tistischen Überlegungen geschildert,
die bei der Planung einer Studie zu
berücksichtigen sind. Die Erfassung
der ermittelten Daten in einer Daten-
bank, die Auswertung und die statisti-
schen Methoden, um die Signifikanz
der Ergebnisse zu ermitteln, werden
ebenso beschrieben wie die Möglich-
keiten der schriftlichen und grafi-
schen Darstellung der Forschungser-
gebnisse. Beispiele und Grafiken erklä-
ren komplexe Zusammenhänge auf
anschauliche Weise. Eine übersichtli-
che Gliederung und ein großzügiges
Layout erleichtern die schnelle Lektü-
re. Diese erlaubt eine gute Orientie-
rung darüber, wie bei der Planung
einer Studie, deren Auswertung und
Darstellung zu verfahren ist. So ist das
Buch ein guter Wegweiser in der ers-
ten Phase einer solchen Arbeit. Für die
tatsächliche Anwendung müssen dann
jedoch tiefer gehende Statistikkennt-
nisse und mathematische Formeln zur
Anwendung kommen. Hier versuchen
die Autoren, den Leser nicht durch die
dafür nötige Mathematik zu verwir-
ren. Für weiter gehende Fragestellun-
gen, Auswahl und Anwendung statis-
tischer Methoden wird auf hauptbe-
rufliche Statistiker verwiesen. Das
Buch hilft bei der Kommunikation mit
diesem, um „in einer Sprache spre-
chen“ zu können. Die Anschaffung
eines entsprechenden, umfangreiche-
ren Lehrbuches ist für den Statistik-
Anwender jedoch sinnreich, um an
einigen Stellen etwas mehr in die Tiefe
gehen zu können. Für den Leser wis-
senschaftlich-medizinischer Arbeiten,
der sich nicht so sehr für die Feinhei-
ten der angewandten statistischen
Methoden interessiert, sondern nur an
einem groben Verständnis der Metho-
den interessiert ist, ist das vorliegende
Buch jedoch ausreichend. Es ist auch
denjenigen zu empfehlen, die die sta-
tistischen Aufgaben in erster Linie
Medizinstatistikern überlassen. Das
Glossar am Ende des Buches fungiert
nicht nur als solches, sondern auch als
Sachregister und verweist auf entspre-
chende Textstellen zum genaueren
Verständnis. Einige Druckfehler wer-
den sich in einer nächsten Ausgabe
sicherlich vermeiden lassen.
Fazit:
Alles in allem ist das Buch für die
schnelle Orientierung über Statistik zu
empfehlen, insbesondere, wenn der
Leser wenig Zeit hat und nur über ein
begrenztes statistisches Grundwissen
verfügt. Preis und Umfang des Buches
stehen in einem guten Verhältnis.
Dr. med. Jörg Siedenburg
Dr. med. Jörg Sieden-
burg, Internist und Flie-
gerarzt, ist im Lufthan-
sa Medical Department
in Frankfurt tätig.
Dr. med. Stefan Hei-
del ist als Funktions-
oberarzt in der Inne-
ren Medizin I im Klini-
kum Mutterhaus der
Borromäerinnen in
Trier tätig.
Peter Layer, Ulrich Rosien (Hrsg.)
Praktische Gastroenterologie
Urban & Fischer Verlag
2011, 4. Aufl., 552 S., 37 Abb.,
50 Tab., 89,95 €
Praxisorientiert
und aktuell
Die beiden Herausgeber werden in
ihrem „Standardwerk“ von einem
renommierten Gutachter- und Auto-
renteam unterstützt, das vielen auch
aus der Reihe der „GastroUpdate“-
Seminare bekannt sein wird. Das
Buch richtet sich vor allem an Kolle-
ginnen und Kollegen, die am Fachge-
biet der Gastroenterologie interes-
siert sind, und ist auch zur Vorberei-
tung auf die Schwerpunktprüfung
eine gute Hilfe. Sowohl für Internis-
ten als auch für Allgemeinmediziner
bietet es eine detaillierte und pra-
xisorientierte Darstellung auf insge-
samt 510 Seiten. Sämtliche Kapitel
in der 4. Auflage erscheinen gut
gegliedert. Das Werk gibt einen fun-
dierten Überblick über die diagnos-
tischen und therapeutischen Verfah-
ren unter Berücksichtigung der
aktuellen Leitlinien. Hier sei bei-
spielsweise auf die S3-Leitlinie
„Sedierung in der gastrointestinalen
Endoskopie“ hingewiesen. Das gut
sortierte Register am Ende erleich-
tert das rasche Nachschlagen und
Auffinden von Kapiteln und Erkran-
kungen.
Das gesamte Gebiet der Gastroente-
rologie wird übersichtlich und gut
strukturiert dargestellt. Die Leit-
symptome in der Gastroenterologie
mit Differenzialdiagnose und
Behandlung werden aufgezeigt und
durch farblich hervorgehobene
Tabellen und Graphiken aufgelo-
ckert. Darüber hinaus werden Diag-
nostik und Therapie der speziellen
gastroenterologischen Krankheitsbil-
der anschaulich dargestellt. Hierbei
fallen immer wieder positiv die farb-
lich abgesetzten „CAVE-Felder“ am
Ende eines Kapitels ins Auge, in
denen vor typischen Fallstricken
gewarnt wird.
Das Buch vermittelt zu einem ange-
messenen Preis einen umfassenden
Überblick über die Gastroenterolo-
gie. Zum raschen Nachschlagen für
den täglichen klinischen und prakti-
schen Alltag ist es bestens geeignet.
Besonders hervorzuheben sind zu
Ende des Buches die Übersichten der
einzelnen Selbsthilfegruppen mit
Kontaktdaten und entsprechenden
Homepage-Adressen sowie die Infor-
mationen zu den Giftzentralen.
Fazit:
Ein praxisorientiertes hand-
liches Buch mit Einarbeitung der
aktuellen relevanten Entwicklungen
des Fachgebietes, flüssig zu lesen,
hochwertig verarbeitet und anspre-
chend gestaltet.
Sven Bedau
Sven Bedau ist
Facharzt für Innere
Medizin, Notfallmedi-
zin und Reisemedizin
und in einer inter-
nistischen Gemein-
schaftspraxis in
Wetzlar niedergelas-
sen.