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Berufspolitik
Nr. 2 • Februar 2012
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Warum haben Sie Medizin studiert?
Ich konnte – und kann mir bis heute –
keinen interessanteren Beruf vorstellen.
Warum sind Sie Internistin geworden?
Weil die Innere Medizin den Menschen
in seiner Komplexität erfassen muss,
um erfolgreich zu sein und dadurch
die größte ärztliche Herausforderung
darstellt.
Wann ist ein Arzt ein guter Arzt?
Wenn er in Kenntnis wissenschaftlicher
Standards in begründeten Fällen zum
Wohl des Patienten davon abweicht.
Was gefällt Ihnen am deutschen
Gesundheitswesen?
Dass jeder Patient ungeachtet seines
sozialen Status und seiner finanziellen
Möglichkeiten die notwendige medizi-
nische Behandlung erhält.
Worin sehen Sie die größten
Probleme im deutschen Gesundheits-
wesen?
Dass ökonomische Interessen und nicht
das Wohl des Patienten im Vorder-
grund stehen.
Was liegt Ihnen in der Berufspolitik
am meisten am Herzen?
Dafür zu sorgen, dass Motivation und
Engagement für den Arztberuf nicht
durch politische Fehlentscheidungen
verloren gehen.
Haben Sie ärztliche und berufs-
politische Vorbilder?
In der Jugendzeit war es mein Vater,
der als Internist in eigener Praxis
begeistert und mit hohem Anspruch
unermüdlich rund um die Uhr für seine
Patienten präsent war.
In der Literatur waren es Leben und
Werk von Albert Schweitzer, die mich
geprägt haben.
Als Assistenzärztin an der Kölner Uni-
versitätsklinik mein Lehrer Professor
Winkelmann, durch den ich klares
medizinisches Denken und ärztliche
Entscheidungsfähigkeit gelernt habe.
Was bewegt Sie außerhalb Ihres
Berufes am meisten?
Das Wohl meiner Familie und Freunde.
Wohin reisen Sie in den Urlaub?
Am liebsten nicht weit weg.
Was halten Sie von BDI aktuell?
Eine vielseitige Mischung von kritischer
Berufspolitik, praktischen Tipps und
wissenschaftlicher Fortbildung.
10 Fragen an ...
Dr. Cornelia Jaursch-Hancke
Der BDI aktuell Fragebogen
Dr. med. Cornelia Jaursch-Hancke arbeitete
nach dem Medizinstudium in Düsseldorf und
Bonn zunächst am Institut für Klinische
Biochemie der Universität Bonn und an der
Medizinischen Klinik der Universität Köln.
Seit 1993 ist sie als Fachärztin für Innere
Medizin, Endokrinologie-Diabetologie an der
Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesba-
den tätig. 2002 erhielt sie den Medvantis For-
schungspreis: Diabetes Tagesklinik – Evaluie-
rung von Qualitätsstandards.
Dr. Jaursch-Hancke ist Präsidentin der Deut-
schen Gesellschaft für angewandte Endokri-
nologie (D.G.A.E.). Im Jahre 2004 wurde sie
– als erste Frau seit Gründung des BDI – in
den Vorstand des Berufsverbands Deutscher
Internisten gewählt. Im BDI ist sie auch
Sprecherin des Ressorts Krankenhaus und
Weiterbildung und Sektionssprecherin Endo-
krinologie. Dr. Jaursch-Hancke ist verheiratet
und hat zwei erwachsene Kinder.
Die schwarz-rote Bundesregie-
rung hatte die Vergütung der
Vertragsärzte zentralisiert.
Hauptziel war ein Finanzaus-
gleich zwischen alten und neuen
Bundesländern zu Lasten der
Gesamtvergütung und damit
zahlreicher KVen, die überwie-
gend im Süden der Bundesrepu-
blik angesiedelt sind.
Besonders die Bayern und Baden-
Württemberger, aber auch die Hessen
haben sich bitter beklagt. Die KBV hat
länderbezogene Gesamtvergütungen
zugewiesen, die wiederum zu erhebli-
chem Verdruss, z. B. in Hamburg,
führten. Wer aber geglaubt hat, dass
jetzt die Vertragsärzte, wie von Ulla
Schmidt angedacht, bundesweit ähn-
lich vergütet werden, nimmt mit
Erstaunen die Abrechnungszahlen der
KBV von 2009 zur Kenntnis.
In Tabelle 1 sind die Umsatzzahlen
pro Arzt in den KVen aufgelistet. Spit-
zenreiter ist Niedersachsen, Schluss-
licht Berlin. Tendenz: Neue Bundes-
länder kommen besser weg als alte.
Wenn man bedenkt, dass die Praxis-
kosten in Schwerin sicher niedriger
liegen als in München oder Frankfurt
am Main, kommt mancher bei diesen
Zahlen ins Grübeln. Auch die budge-
tierte Gesamtvergütung pro Arzt
(Tabelle 2) zeigt vergleichbare Resul-
tate. Die Differenzen scheinen über-
wiegend durch Fallzahlunterschiede
zustande zu kommen. Dies aber nicht
allein: Auch die Fallwerte (Tabelle 3)
differieren. Zu allem Überfluss bezah-
len die Krankenkassen regional erheb-
lich unterschiedliche Euro-Beträge an
die GKV-Gesamtvergütung (Tabelle 4),
auch hier hat sich keine Gleichmache-
rei eingestellt.
Eines ist tröstlich: Was die Zentrali-
sierung nicht erreicht hat, schafft die
jetzt vorgesehene Regionalisierung
erst recht nicht: Honorargerechtig-
keit.
HFS
Abrechnungszahlen 2009
Honorargerechtigkeit
Tab. 1
Umsatzzahlen pro Arzt in den KVen
Rang 2009 KV
GKV-Honorarumsatz
je Arzt in Euro
1
Niedersachsen
224.550
2
Sachsen-Anhalt
223.669
3
Mecklenburg-Vorpommern
221.625
4
Hamburg
216.847
5
Thüringen
212.127
6
Sachsen
210.725
7
Brandenburg
207.383
8
Westfalen-Lippe
200.393
9
Saarland
198.539
10
Bremen
197.771
11
Rheinland-Pfalz
192.433
12
Baden-Württemberg
191.016
13
Nordrhein
184.490
14
Bayern
179.710
15
Hessen
179.275
16
Schleswig-Holstein
174.155
17
Berlin
163.820
Tab. 2
Budgetierte Gesamtvergütung pro Arzt
Rang 2009 KV
Budgetierte Gesamtvergütung
(MGV) je Arzt in Euro
1
Sachsen-Anhalt
185.885
2
Mecklenburg-Vorpommern
180.721
3
Niedersachsen
180.071
4
Thüringen
178.361
5
Brandenburg
176.796
6
Sachsen
167.405
7
Saarland
165.393
8
Rheinland-Pfalz
164.513
9
Westfalen-Lippe
152.323
10
Bayern
147.867
11
Hessen
145.928
12
Nordrhein
144.356
13
Hamburg
141.986
14
Baden-Württemberg
141.365
15
Schleswig-Holstein
136.876
16
Berlin
123.102
17
Bremen
110.173
Tab. 3
Fallwerte
Rang 2009 KV
Budgetierte Gesamtvergütung
(MGV) je Arzt in Euro
1
Hamburg
65
1
Bayern
65
2
Niedersachsen
62
3
Saarland
60
4
Baden-Württemberg
59
4
Berlin
59
5
Nordrhein
57
5
Hessen
57
6
Bremen
56
7
Rheinland-Pfalz
55
8
Sachsen-Anhalt
54
8
Mecklenburg-Vorpommern
54
9
Westfalen-Lippe
53
9
Schleswig-Holstein
53
10
Sachsen
52
11
Thüringen
49
11
Brandenburg
49
Tab. 4
GKV-Gesamtvergütung
Rang 2009 KV
GKV-Gesamtvergütung je
Versicherte in Euro
1
Hamburg
532
2
Berlin
481
3
Mecklenburg-Vorpommern
474
3
Bremen
474
4
Bayern
472
5
Niedersachsen
451
6
Saarland
446
7
Hessen
443
8
Thüringen
425
8
Sachsen
425
8
Sachsen-Anhalt
425
9
Baden-Württemberg
422
10
Rheinland-Pfalz
420
10
Schleswig-Holstein
420
11
Brandenburg
418
12
Nordrhein
416
13
Westfalen-Lippe
407