Nr. 11 • November 2013
Forum der Industrie
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Im Unterschied zur farbkodierten
Dopplersonographie bzw. zum
Amplituden-Doppler werden beim
B-Flow-Verfahren die fließenden kor-
puskulären Blutbestandteile direkt
dargestellt: Die Sendefrequenz wird
kodiert abgegeben, es werden emp-
fangsseitig nur die kodierten reflek-
tierten Echoamplituden von zwei
kurz nacheinander ausgesandten
Schallpulsen rechnerisch voneinander
subtrahiert. So können die stationä-
ren Echos von sich bewegenden
Echos diskriminiert werden [Weskott,
2000].
Die wichtigsten Charakteristika der
drei Verfahren – FKDS, CEUS und
B-Flow – sind in Tabelle 1 wieder-
gegeben.
Im Vergleich zur FKDS und zum
Power-Doppler hat der B-Flow eine
wesentlich bessere Ortsauflösung;
der „blooming“-Artefakt als Farb-
überschreitung der Gefäßwand in den
Farbdopplerverfahren tritt nicht auf.
Daraus ergibt sich als ein wesentli-
cher Vorteil der B-Flow-Technik eine
hohe Ortsauflösung bei guter Sensiti-
vität in der Erfassung kleinlumiger
Gefäße (bis 0,3 mm, Abb. 1); eine
morphologisch präzise Darstellung
des durchströmten Lumens wird
damit möglich (Abb. 2a,b), Stenose-
grad und -länge von z.B. Organ-ver-
sorgenden Arterien können verläss-
lich dargestellt werden. Da mit der
B-Flow-Technik die Änderung der
Amplitude zwischen zwei Pulsen
dargestellt wird, ist mit einer nur
geringen Winkelabhängigkeit zu
rechnen. Das gesamte B-Bild wird im
B-Flow-Modus dargestellt, eine Angu-
lierung, wie im FKDS-Modus durch
die steering box, ist nicht möglich,
aber auch nicht notwendig.
Das durchströmte Restlumen gerade
bei längerstreckigen peripher arte-
riellen Stenosen lässt sich in der
B-Flow-Technik während der Systole
gut abgrenzen (Abb. 3a,b, 4a,b).
Die Separation des Blutflusses dicht
aneinander liegender Gefäße – glei-
chen oder richtungsverschiedenen
Blutflusses – gelingt im B-Flow besser
als im FKDS oder Power-Doppler.
Die Vaskularisation von Schilddrü-
senknoten oder oberflächlichen
Lymphknoten, aber auch von gut vas-
kularisierten abdominellen Organ-
tumoren, kann mit einer hohen Orts-
auflösung dargestellt werden (Abb.
5). Im venösen System weist der B-
Flow deutliche Vorteile gegenüber
den konventionellen Dopplertechni-
ken auf: Ein Überschreiben kleiner
Thromben bei weiterhin hoher Sensi-
tivität in der Erfassung langsamer
Geschwindigkeiten wird vermieden
(Abb. 6a,b).
Jedoch ist der B-Flow – wie alle US-
Techniken – von der Schalldurchläs-
sigkeit des Gewebes abhängig. Bewe-
gungsartefakte können zu typischen
Artefakten führen, die jedoch leicht
zu erkennen sind.
Vergleichbar mit dem Power-Doppler
stellt auch das B-Flow-Verfahren die
Amplitude der sich bewegenden
Reflektoren dar und ist damit nicht in
der Lage, Geschwindigkeiten oder die
Flussrichtung anzugeben. Kräftige
Gefäßpulsationen können wie in der
FKDS zu einer Mitbewegung des
angrenzenden Gewebes führen: In
diesem Fall wird die Mitbewegung
des umliegenden Gewebes – auch bei
Unterdrückung des Hintergrundes –
im Grauwertmodus schemenhaft mit
dargestellt.
Eine wesentliche Limitation der ers-
ten mit dem B-Flow-Verfahren ausge-
statteten Gerätegeneration bestand in
der Beschränkung auf die höherfre-
quenten linearen Schallköpfe. Erst-
mals steht dieses Verfahren jetzt auch
für abdominelle Schallköpfe zur Ver-
fügung.
Das B-Flow Verfahren stellt einen
wichtigen Baustein in der Gefäßdiag-
nostik dar, ersetzt aber weder die
Information des gepulsten Dopplers,
noch kann es mit der CEUS konkur-
rieren.
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.
Mit freundlicher Unterstützung der
GE Healthcare. Der Autor ist Dr. med. Hans-
Peter Weskott, Zentrale Ultraschallabteilung,
Klinikum Siloah, KRH Hannover.
B-Flow – ein innovatives Ultraschall-
verfahren zur Blutflussdiagnostik
Zur bildlichen Realtime-Darstellung des fließenden Blutes standen – neben der kontrastverstärkten
Sonographie (CEUS) – bislang lediglich Verfahren zur Verfügung, denen der Doppler-Effekt zugrunde
liegt: Das Farb-Doppler-Verfahren (FKDS) nutzt die Frequenzverschiebung der von den korpuskulären
Blutbestandteilen reflektierten Schallwellen, während der Amplituden-Doppler (Power-Doppler) die
Stärke (Amplitude) des Dopplershiftsignals farbkodiert wiedergibt.
Abb. 1
. Mit seiner hohen Ortsauflösung kann
der B-Flow kleine Gefäße von unter 1 mm dar-
stellen (hier: Leberarterienast von 0,5 mm,
Schallkopf: C 1-6)
Abb. 2a,b.
Tumorkompression der rechten Lebervene (Schallkopf: C 1-6)
Abb. 3a,b.
Subtotaler Verschluss der ACI, dargestellt in der FKDS und im B-Flow (Schallkopf: 9L)
Abb. 4a,b.
Residualfluss in der A. fem. sup. nach iatrogen bed. Gefäßverschluss (Schallkopf: 9L)
Abb. 5.
Weichteilmetastase eines malignen Melanoms. Die blooming-Artefakte der FKDS werden
im B-Flow vermieden. Das chaotische Gefäßbild der kleinen Tumorgefäße ist gut erkennbar.
Abb. 6a,b.
Frische Venenthrombose der V. fem. sup. Im B-Flow-Verfahren wird der Randfluss
um den Thrombus ohne Überschreiben des Thrombus dargestellt.
Dr. med. Hans-Peter
Weskott, Zentrale Ultra-
schallabteilung Klinikum
Siloah, KRH Hannover,
Roesebeckstr. 15,
30449 Hannover
Tabelle 1
Charakterisierung der wichtigsten Blutflussdetektionsverfahren einschließlich der
US-Kontrastmittel-Sonographie (*AM: Amplitudenmodulation, PII: Pule Inversion Imaging)
FKDS
B-Flow
CEUS
Aliasing
Kein Aliasing
Kein Aliasing
Flusskodierung auf
Farbbox beschränkt
Flusskodierung des
gesamten Bildes
Flusskodierung des
gesamten Bildes
Winkelabhängigkeit
Fast keine Winkel-
abhängigkeit
Keine Winkel-
abhängigkeit
Geringe zeitliche
Auflösung (overlaying
technique)
Hohe zeitliche
Auflösung
Hohe zeitliche
Auflösung
Schlechte Ortsauf-
lösung (blooming)
Gute Ortsauflösung
mittlere Ortsauflösung
bei AM, hohe bei PII*
Darstellung hoher und
niedriger Geschwindig-
keiten. PRF und winkel-
abhängig
Simultane Darstellung
niedriger und hoher
Geschwindigkeiten
Simultane Darstellung
niedriger und hoher
Geschwindigkeiten
Farbkodierung der
Flussrichtung
Flussrichtung nur durch
Bewegung der Reflekto-
ren möglich
Flussrichtung nur durch
Bewegung der Reflekto-
ren möglich
Geschwindigkeitsab-
schätzung möglich
Keine sichere Geschwin-
digkeitsabschätzung
Keine sichere Geschwin-
digkeitsabschätzung
I.d.R. keine Nebenwir-
kungen, potenziell NW
bei Feten
Keine Nebenwirkungen
zu erwarten
Anaphylaktoide Reak-
tionen sehr selten
Keine Kosten
Keine Kosten
Kosten für KM