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Schwarz in der Medizin

„Black in Medicine“ ist ein Verein, der gegründet wurde, um die Probleme von Schwarzen Ärztinnen und Ärzten im deutschen Gesundheitswesen zu thematisieren. 70 junge Männer und Frauen engagieren sich dort gegen Rassismus in der Medizin.

© AS Photo Project – stock.adobe.com

Von Caroline Ogechukwu Okoli (BDI-Stipendiatin), Kofi Acheampong und Patricia Belesi

Seit Black Lives Matter 2020 auch in Deutschland Menschen mobilisiert hat, um gegen Rassismus und Polizeigewalt zu demonstrieren, ist das Thema Rassismus wieder mehr Teil der öffentlichen Debatte geworden. Dabei wird oft vergessen, dass Rassismus, auch in Deutschland, schon immer präsent war. Die Anschläge in Halle und Hanau sind dafür nur die jüngsten Beispiele.
Rassismus fängt nicht erst dann an, wenn es zu rassistischen Anschlägen kommt. Er wirkt auf jeder gesellschaftlichen Ebene, in jeder Struktur und Institution mit, auch wenn es nicht immer gewollt sein muss. Obgleich die Theorie der Menschenrassen spätestens mit der Entschlüsselung des humangenetischen Kodes abschließend widerlegt worden ist, halten sich die Auswirkungen dieser Theorie und der jahrhundertelangen Unterdrückung, welche diese legitimiert hat, bis heute – so auch in der Medizin.

Aufruf zum Umdenken und Handeln

Black in Medicine ist eine Initiative, die schwarze Mediziner und Medizinerinnen zusammenbringt und bestärkt. Sie benennt den Rassismus in der Medizin und ruft zum Umdenken und Handeln auf. Der Verein Black in Medicine möchte auf die Belange der schwarzen Bevölkerung aufmerksam machen, bestehende Probleme hervorheben und Lösungsansätze bieten. Mit dieser Vision werden nachhaltig Bias (Voreingenommenheit), Stereotypisierungen und Diskriminierung demaskiert und entmächtigt. Ein Beispiel ist der sogenannte Begriff „Morbus Mediterraneus“. Folglich die Annahme, dass Menschen bestimmter Herkunft Schmerzen übertrieben darstellen oder eine geringere/höhere Schmerztoleranz haben. Diese Fehlannahme kann, durch mangelhafte Behandlung, Menschenleben kosten.

Im Zuge von zwei digitalen Vernetzungstreffen pro Monat finden im geschützten Raum Austausch und Beratung zu Geschehnissen im medizinischen Alltag, Problemen bzw. Fragen rund um das Studium und persönlichen Themen wie z.B. dem Karriereweg statt. Es finden regelmäßig vereinsinterne Fortbildungen statt, mit dem Ziel des gegenseitigen Empowerments (Stärkung) sowie Wissensaustauschs. Themen sind z.B. psychische Gesundheit im Beruf und Studium, diversity-gerechte Dermatologie oder die gesellschaftspolitische Verantwortung des Vereins.

Konfrontation mit Stereotypen

Schwarz sein in der Medizin, ist nicht nur ein Hautmerkmal. Es bedeutet die tägliche Konfrontation mit unbewusster Voreingenommenheit, strukturellen Hindernissen und rassistischen Stereotypen, die ohne aktive Auseinandersetzung noch lange in unseren Reihen verankert bleiben. Als Ärztinnen und Ärzte haben wir uns der Behandlung und Heilung von Menschen verschrieben. Durch die Wertschätzung einer rassismuskritischen Ärzteschaft können wir gemeinsam zu einer besseren Versorgung unserer Patientinnen und Patienten beitragen. So können langfristig nicht nur Leben gerettet werden, sondern auch die Gesundheit schwarzer Menschen gefördert werden. Es ist jetzt die Zeit, rassistische Denkweisen endgültig aus der Medizin zu verbannen.

  • Black in Medicine: 2020 gegründet als Plattform und sicherer Ort für schwarze Medizinerinnen und Mediziner. Aktuell umfasst der Verein ca. 70 Mitglieder, bietet Austausch auf professioneller und persönlicher Ebene. Es gibt mehrere Arbeitsgruppen, die sich unter anderem mit Forschungsangelegenheiten und der Bedeutung des Schwarzseins in der Medizin befassen. Im September 2021 feierte Black in Medicine das einjährige Bestehen mit dem ersten Jahrestreffen in Hamburg.
  • Vereinslogo: Sankofa-Vogel – das Wort „Sankofa“ stammt vom Volk der Akan in Ghana. Es ist ein Akan-Begriff, der wörtlich bedeutet: „zurückgehen und es holen“. Es ist ein Aufruf, aus der Vergangenheit zu lernen und dadurch eine starke Zukunft zu erlangen.
  • Aktuelle Projekte: Meldestelle für Erfahrungen von Anti-Schwarzen-Rassismus im deutschen Gesundheitssystem, Kampagne „Schwarzsein in der Medizin heißt...“; Empowerment Workshops für schwarze Menschen in Gesundheitsberufen; Aufbau von Media Plattformen, Arbeitsgruppen zum Thema Forschung, ein Schul-Projekt „Representation matters“ u.v.m.

Anlaufstellen und Unterlagen: https://www.blackinmedicine.de (Kontakt: info@blackinmedicine.de); Amo - Braunschweig Postkolonial e.V.; Mind the Gap: https://www.blackandbrownskin.co.uk/mindthegap (Kostenfrei)