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| Interview

Konnektortausch: Vielleicht gibt es doch eine Alternative?

Schon wieder Investitionen in eine TI-Hardware, die nach kurzer Zeit vielleicht gar nicht mehr gebraucht wird? Der anstehende Konnektortausch verärgert die Ärzteschaft. Wir haben mit gematik-Chef Dr. Markus Leyck Dieken über Alternativen und den Stand der TI 2.0 gesprochen.

Dr. med. Markus Leyck Dieken / © gematik - Jan Pauls

BDI: Herr Dr. Leyck Dieken, der beschlossene Austausch der TI-Konnektoren hat bei vielen niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen für großen Unmut gesorgt. Warum wurde die in Betracht gezogene Option, die Laufzeit der Zertifikate per Update zu verlängern, verworfen? Können Sie uns noch einmal kurz die Beweggründe erläutern?

Dr. med. Markus Leyck Dieken: Um die Kontinuität des Betriebes auch beim Übergang zur TI 2.0 abzusichern und aufwändige Zwischenlösungen zu vermeiden, hat sich in der Abstimmung aller Beteiligten ein Hardwaretausch als insgesamt sicherste Lösung herausgestellt. Die Gründe liegen nicht beim BSI bzw. der IT-Sicherheit. Die Gesellschafter haben sich für die ihrer Meinung nach risikoärmste Umsetzung entschieden. So wird bis zur vollständigen Implementierung der TI 2.0 der Anschluss an die TI gewährleistet.

Die Entwicklung zur TI 2.0 ist dadurch nicht gefährdet und verschiebt sich auch durch den Tausch der Konnektoren nicht.

Vielleicht ist hier das letzte Wort auch noch nicht gesprochen. Noch immer ringen die Gesellschafter um mögliche Zertifikatsverlängerungen bzw. alternative Szenarien wenigstens für das kommende Jahr. Da nach dem Auslaufen der ersten Zertifikate im Herbst dieses Jahres der nächste Schwung Konnektoren erst Ende kommenden Jahres anstehen wird, besteht hier zumindest etwas mehr Zeit, um andere praktikable Möglichkeiten zu eruieren, die den weiteren Betrieb der Geräte gewährleisten.

Der Austausch ist mit einem hohen administrativen und finanziellen Aufwand verbunden. Wie soll aus Sicht der gematik der Umtausch der Konnektoren finanziert werden?

Was ich denke bzw. die gematik favorisiert, ist an dieser Stelle nicht relevant. Klar ist, dass die Finanzierungsvereinbarung für diesen Konnektortausch aktuell zwischen den Vertragsparteien verhandelt und im Sommer veröffentlicht wird.

Die TI 2.0 und das geplante Opt-Out-Verfahren bei der elektronischen Patientenakte sind zwei zentrale Neuerungen, die in dieser Legislaturperiode geplant sind. Inwiefern sehen Sie darin Potenzial, das Vertrauen der Ärzteschaft in die Digitalisierung des Gesundheitswesens zurückzugewinnen?

Die Opt-Out-ePA ist eine mutige Entscheidung und voraussichtlich die wichtigste Bereicherung der digitalen Health-Angebote, die wir in Deutschland in den kommenden Jahren gemeinsam in Angriff nehmen sollten. Wir werden hierzu beherzte Entscheidungen benötigen, die uns stringent in eine moderne zeitgemäße Technik, in eine breitere Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern und einen deutlichen Nutzen für Patientinnen und Patienten bringen wird.

Bekanntlich genießen andere Länder wie Dänemark bereits die Vorteile einer von allen meinen individuellen Behandlern zugriffsbreiten Befund-Sammlung schon seit Jahren. Es wird unser System tagtäglich spürbar verbessern und neuere medizinische Erkenntnisse rascher zu den betroffenen Menschen bringen. Als Arzt ist es für mich ein hoch-sinnvoller Teil des Koalitionsvertrages.

Wir in der gematik bereiten die notwendigen Grundlagen für diese fundamentalen Entscheidungen für den Gesellschafterkreis und die Politik in diesen Wochen vor – denn ohne einen Paradigmenwechsel wird es nicht gehen.

Mit den dringend benötigten strukturierten Daten (MIOs) wird sich der Austausch zwischen den Sektoren stark verbessern und entscheidende Informationen am Point-of-Care erreichbar machen.

Erschienen in BDIaktuell 05/2022