Wenn dieses Editorial erscheint, wird der Tag der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 bereits Geschichte sein. Hoffentlich werden zu diesem Zeitpunkt erfolgsversprechende Sondierungs- oder Koalitionsgespräche geführt, die eine neue Bundesregierung hervorbringen – eine Regierung, die auch dringend einen neuen Kurs in der Gesundheitspolitik einschlagen muss.
Die niedergelassenen Fachärzte haben klare Erwartungen an den neuen Bundesgesundheitsminister.
Zuallererst muss das zweigliedrige Krankenversicherungssystem erhalten bleiben. Die neue Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) sollte unter Berücksichtigung aller ärztlichen Berufsgruppen verabschiedet werden. Eine Bürgerversicherung hingegen wird die bestehenden Probleme nicht lösen, geschweige denn die Barrieren zwischen ambulanter und stationärer Versorgung abbauen.
Die ambulante fachärztliche Versorgung benötigt keine Planwirtschaft bei der Terminvergabe und auch keine Parallelstrukturen wie Gesundheitskioske, die lediglich zusätzliche Kosten verursachen, ohne die Versorgungsqualität nachhaltig zu verbessern. Stattdessen muss die Budgetierung der fachärztlichen Leistungen aufgehoben und gegebenenfalls die Neupatientenregelung wieder eingeführt werden.
Niedergelassene Fachärzte bieten bereits seit Langem Konzepte für einen niederschwelligen Zugang zur Patientenversorgung an und bilden qualifiziertes Praxispersonal aus, das sich gezielt an den Bedürfnissen der Patienten orientiert.
Die neue Bundesregierung sollte sich zudem dafür einsetzen, dass ein größerer Anteil bisher stationär durchgeführter Behandlungen zukünftig ambulant erbracht wird. Falls Krankenhäuser hierfür stärker in den ambulanten Bereich eingebunden werden, muss dies unter fairen Bedingungen geschehen – etwa durch die Erweiterung des Hybrid-DRG-Systems, sodass gleiche Leistungen auch gleich vergütet werden.
Die steigenden Personalkosten im Bereich der medizinischen Fachangestellten sowie der ambulant tätigen ärztlichen Kolleginnen und Kollegen müssen ebenso wie die steigenden Sachkosten zukünftig angemessen in die Vergütung durch die Krankenkassen einfließen.
Darüber hinaus muss die Niederlassung für angehende Ärztinnen und Ärzte attraktiver gestaltet werden. Dazu gehören eine fundierte Ausbildung, eine angemessene Vergütung und der Abbau von Hürden für die Niederlassung. Ohne ein klares Konzept zur Förderung der Weiterbildung im ambulanten Bereich wird jedes Vorhaben zur Ambulantisierung von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Die ambulante fachärztliche Versorgung in Deutschland ist bereits hervorragend – sie muss jedoch stärker gefördert und ausreichend finanziert werden. Mit einem pragmatischen und ideologiefreien Ansatz ist dies durchaus machbar.
Die Sicherstellung einer zukunftsfähigen, ambulanten fachärztlichen Versorgung in einer älter werdenden Gesellschaft ist eine der zentralen Aufgaben der Gesundheitspolitik, die jede neue Regierung dringend angehen muss.
Ihr
Dr. med. Siegfried Heuer
Vorsitzender der Sektion Gastroenterologie
Erschienen in "Die Gastroenterologie" 2/2025